Skip to main content

Thomas Höfs erfüllt sich seinen Traum - VIZE-Weltmeister!

| Philip Bernhard | Pistole

Die Para -Trap WM im spanischen Granada ist der Höhepunkt in der Karriere von Thomas Höfs, der sich sein großes Ziel - WM-Finale – erfüllen konnte und noch viel mehr! Er gewinnt nach einem Finale, dass eigentlich schnell verloren schien, WM-Silber!

Hollywood hätte diese Geschichte nicht spannender schreiben können, von der wir nun berichten dürfen. Seit 5 Jahren trainiert Thomas intensiv für seinen Traum, einer der Besten der Welt werden zu können.

Als Sportler einer Sportart, die nicht zum Paralympischen Programm gehört, musste er schnell feststellen, dass die Unterstützer im Deutschen Sport, leider nur sehr rar gesät sind und das System seinen Sport kaum fördern kann. Aber er gab nie auf und fand im Team LLZ Inklusion, seinem Verein Linden 04 und seit diesem Jahr auch dem Bundesstützpunkt Frankfurt/Oder und dem dort trainierendem Nationalkader des DSB, Unterstützer aus dem Olympischen Sportsystem des Deutschen Schützenwesens, die ihn auf seinem Weg sehr unterstützen. Dazu konnte er durch seine freundliche, aufrichtige und leistungsbereite Art und Weise einige Sponsoren finden, die die nötigen Mittel zur Verfügung stellten, damit er als Selbstzahler die Kosten tragen kann, denn günstig ist das viele Reisen mit Sportwaffe und Rollstuhl nicht.

Und so wurde er stetig besser, nahm alle Hürden wie Kosten, Qualifikationsnormen oder Terminschwierigkeiten und entwickelte sich tatsächlich auf Weltklasse-Niveau. Die WM 2024 in Granada wurde zum großen Ziel, sich in der Weltspitze einen Namen durch Erfolg zu machen!

Der große Schock traf das Team Höfs dann im Herbst 2023, als der Deutsche Behindertensportverband in seinen Richtlinien eine mögliche Meldung zu einer WM in 2024 prinzipiell ausschloss! Der Traum drohte zu platzen. Doch der Verband hatte ein Einsehen und änderte seine Meinung. Die Tür öffnete sich wieder und Thomas konnte planen.

Die Saison startete mit dem Angebot aus Frankfurt/ Oder, zusammen mit der Nationalmannschaft des DSB, dort zu trainieren. Eine Möglichkeit, die dem ansonsten allein trainierendem Thomas, viel gibt und seiner leistungssportlichen Entwicklung hilft. Nachdem kleinere Testwettkämpfe absolviert wurden, begab sich das Team Höfs im Mai in die direkte WM-Vorbereitung ins italienische Umbria-Verde, um dort, im Rahmen eines hochwertigen Grand Prix der Italiener, die Leistungsstärke im Vergleich mit den Besten der Welt zu testen, Wettkampftaktiken zu überprüfen und zu gestalten und die taktische Kommunikation für die WM zu entwickeln. Hierfür verließ unser Landestrainer Philip Bernhard seine üblichen Gefilde (Pistolensport) und wurden in der Welt der Wurfscheibe schnell heimisch, denn technisch ist Thomas fit, aber die Psyche im Wettkampf auf diesem Niveau ist etwas völlig anderes. Mit dem Profi aus dem Spitzensport-Team des LLZ Inklusion stellte das Team Höfs hierfür die Weichen. Mit einer sehr guten Leistung und mentalen Vorbereitung in Italien trat man dann 4 Tage nach diesem Event die Reise nach Spanien an.

Die WM in Spanien sollte sich als sehr schwierig für alle Para Trap Sportler erweisen. Man wurde direkt mit sehr schweren Windverhältnissen in einem offenen und hügeligem Gelände begrüßt, bei dem die Wurfscheiben alles machten, nur nicht gleichmäßig fliegen!  Ein Problem, dass die Ergebnisse aller Sportler deutlich sinken ließ. Hier konnten nur die Besten treffen, die über Erfahrung und Taktiken für solche Situationen im Wettkampf verfügten.

Thomas sollte dazu gehören. 2 von 3 Ständen waren extrem schwer, aber er konnte sie mit jeweils 18 Scheiben gut absolvieren. Obgleich er sich ärgerte, weil mindestens 8 seiner Fehler einfach „verweht“ wurden und er keine Chance hatte, diese zu kriegen. Dann kam Stand 4, welcher durch Bäume im Windschatten lag und relativ normale Bedingungen bot. „Hier muss man treffen, wenn man was erreichen will“, war die Ansage im Team Höfs. Und genau das machte er in Weltklasse-Manier. 23 von 25 möglichen Scheiben hatten keine Chance und Thomas landete nach dem erstem Wettkampftag und 3 von 5 Runden auf Platz 2.

Tag 2 begann windstill. Thomas nutzte das direkt aus, denn er startete auf Stand 4, dem Guten, bei eben diesen besten Bedingungen. Trotz großer Anspannung absolvierte er auch diese 4. Runde sehr stark mit 22 Treffern und wusste vor der letzten Runde, dass eine 17 reicht! Er ließ sich nicht beeindrucken und schoss stabil auf Stand 2, bei glücklicherweise ebenfalls windstillen Bedingungen. Mit 19 Scheiben auf Stand 2 erfüllte er sich seinen WM-Finaltraum und alle im Team standen Kopf, welch eine Leistung! Ein kleines Stechen um die Finalplatzierung gegen den spanischen Vertreter musste noch schnell absolviert werden und Thomas zeigte an, wo es hingehen sollte. Klare Sache für Höfs, er gewann und bekam Position Nummer 3 für das Finale.

Das WM-Finale sollte dann allerdings anders starten, als erhofft. Zuerst kam der Wind und machte allen klar, dass wird nicht leicht. Dann erwischte es Thomas, der die komplette erste Runde mit 0 Scheiben liegen ließ und sich am Ende der Liste wieder fand. Manch einer hätte damit abgeschlossen, aber wie wir am Anfang schon schrieben, zu diesen Menschen gehört Thomas nicht. Er kämpfte weiter, nun kamen auch die ersten Treffer und er holte auf. Vor der ersten Entscheidung hatten sich dann 2 Gruppen gebildet. Finnland, Spanien und Tschechien lagen mit 4 und mehr Treffern gleichauf vorn. Thomas fand sich in der zweiten Gruppe im Kampf um die Plätze 6-4 mit den Vertretern aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und Italien wieder.  Es wurde spannend, denn alle Sportler in diesem Finale sind international sehr erfahren und hochdekoriert. Die letzte Scheibe sollte die Entscheidung für Thomas zum Stechen um Platz 6 oder den Verbleib im Finale bringen. Er traf und der Sportfreund aus den Emiraten musste den Stand verlassen. Das Team Höfs feierte und freute sich schon, dass Thomas trotz diesem schlechten Start nicht als erster gehen musste, allein das war schon ein großer Erfolg. Aber es war noch nicht vorbei und er war gleichauf mit dem aktuellen Weltmeister aus Italien. Thomas wollte mehr und schoß eine perfekte Runde, 5 von 5 ! Italien war raus und Thomas auf Platz 4. Darüber hinaus konnte er den Rückstand auf die führende Gruppe reduzieren und alles war wieder drin. Sein spanischer Freund war nur 1 Wurfscheibe besser.  Beide schossen eine 3er Runde und der Fanblock Höfs, der inzwischen immer größer wurde, obgleich dieses „Flug des Phönix“ dachte, nun wars das, denn die Anzeige war verdeckt. Umso größer war die Überraschung als plötzlich der Name des Finnischen Athleten verabschiedet wurde. Der ebenfalls faszinierte Trainerkollege aus Italien informierte dann schnell, dass Finnland gepatzt hat und ausschied.

Der Jubel fand schon da keine Grenzen mehr! Eine Medaille für Thomas! Der wiederum fühlte sich motiviert zu mehr. Abermals galt es, 1 Scheibe auf den Spanier aufzuholen. 4 Treffer für Höfs in der folgenden Runde, 3 Treffer für den Spanier! Und nun dachten alle, der Vertreter aus Spanien wäre damit raus, denn in diesem Fall entscheidet die bessere Position im Finale, und hier hatte Thomas den Vorteil im Stechen gegen eben diesen Spanier vorab errungen. Doch wieder kam es anders. Während das Team Höfs sich weiter freute, kam auftosender Jubel von den Spaniern dazu, denn nun hatte der Tscheche eine schwache Runde und verlor seinen Vorsprung von 2 Tauben gegenüber Thomas und dem Spanier! Alle drei waren nun gleichauf und die schlechteste Platzierung aus dem Vorkampf entschied, Tschechien schied aus!

Was für ein Wahnsinn, spätestens jetzt waren alle Zuschauer in bester Stimmung und feierten die verbliebenen 2 Helden am Stand! „Never give up“, war der wohl am häufigsten gesprochene Satz im Publikum, das nun den Kampf um Gold zwischen Thomas und Pedro erleben durfte.

Beide starteten perfekt und die Zuschauer feierten jeden Treffer. Entschieden wurde das Finale dann allerdings schon in den Schüssen 3 und 4 von 10. Thomas ließ als erster eine Scheibe fliegen und gab dem Spanier die Chance zum Vorteil zu kommen, was dieser nutzte. Auch die nächste Scheibe von Thomas wollte nicht brechen, während der Spanier traf. „Da ging mir leider die Puste aus, das war zu viel. Pedro war heute der Bessere, Glückwunsch zum Titel“, war die spätere Reaktion vom neuen Vize-Weltmeister, der von allen Anwesenden genauso gefeiert wurde wie der neue Weltmeister, der auch einen Kommentar dazu hatte, „Diesmal gibt es 2 Weltmeister, einen der Liste und einen der Herzen! Danke Thomas“.

Herzlichen Glückwunsch Thomas Höfs zu dieser grandiosen Leistung beim weltweit höchsten Wettbewerb deiner Sportart. Willkommen im Club der Großen!

Dein Team LLZ Inklusion

Mehr Bilder und Infos findet ihr im Bereich Landeskader Pistole und den dort verlinkten Social-Media-Kanälen. Schaut gern mal rein!

Bilder:

Philip Bernhard/NSSV +WSPS

Foto: Philip Bernhard/NSSV +WSPS