Mit 70 werden Träume war
oder frei nach Hemingway Der alte Mann und das Gewehr
Alle im Team der Deutschen Mannschaft waren überrascht und gratulierten überschwänglich, man sprach von einem kleinen Märchen. Der als Nachrücker nominierte Rudolf Matschke wurde Einzeleuropameister mit der Original Muskete.
Auch die Vorgeschichte könnte man als kleines Märchen bezeichnen. Rudolf Matschke hatte zwar die Qualifikation mit der Muskete gewonnen, aber nicht mehr genügend weitere Punkte sammeln können. Mit 17 Punkten war er der erste Verlierer auf der Qualifikationsliste. Mit diesem Resultat hatte er mit der EM abgeschlossen und nach der Deutschen Meisterschaft die Saison als erledigt betrachtet. Dann gab es diesen geschichtsträchtigen Anruf.
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Nach kurzer Überlegung wurde zugesagt. Es gab noch viel zu tun. Die notwendigen Papiere von der Behörde besorgen, Kugeln gießen, Koffer packen und dann ab nach Wiesbaden.
Ein vorheriges Training war aus Zeitgründen nicht mehr möglich, aber auf seine Muskete konnte Rudi sich wie immer verlassen. In dieser Disziplin hatte er die Qualifikation gewonnen und wollte jetzt nicht enttäuschen, was einen gewissen Druck aufkommen ließ. Mit dem Abschlusstraining war er zufrieden, der Wettkampf konnte kommen.
Auf seine Muskete vertrauend verzichtete er auf den Ölschuss. Sein Vertrauen wurde mit einer 10 belohnt. Danach lief der Wettkampf fast optimal und am Ende waren es 93 Ringe, in dieser Disziplin schon eine Hausnummer. Die Ergebnisliste des Tages wies zwei Schützen mit 93 Ringen und gleicher Schussfolge auf. Zu dem Zeitpunkt wurde Rudolf Matschke noch mit Platz zwei gelistet. Eine abschließende Bewertung mit Messung des schlechtesten Schusses war noch nicht erfolgt. Die Freude war groß. Mit einem um 2,5 mm besseren Schuss wurde Rudolf Matschke zum Europameister gekürt. Ein Erfolg den er erst glauben konnte als ihm die Goldmedaille um den Hals gehängt wurde und alle die Nationalhymne sangen.
Das kleine Märchen war perfekt. Von einem weiteren Novum kann ebenfalls berichtet werden. Bei der Siegerehrung wurde für den Zweitplatzierten (Johan Karlsson) anstatt der Schwedischen die Schweizer Flagge gehisst. Deshalb musste diese Siegehrung nochmal wiederholt werden. Nochmal das ergreifende Gefühl eines Sieges, nochmal die Nationalhymne.
Das war nicht die einzige Medaille für Rudolf Matschke. Dank seines guten Ergebnisses konnte seine Mannschaft noch den dritten Platz belegen. In der Kombination der Original Musketen und Dienstgewehre reichte es sogar für einen zweiten Platz. So konnte Rudolf Matschke einen kompletten Medaillensatz mit nach Hause nehmen. Ein Erlebnis, dass er nicht vergessen wird und eigentlich nur der Erkrankung eines qualifizierten Teilnehmers verdankte, dem er für die nächste Meisterschaft alle Daumen drückt, damit er dieses Missgeschick nicht noch mal durchmachen muss.